Der Beitrag befasst sich mit der aktuell intensiv diskutierten Thematik der Messerkriminalität. Ziel ist es zu beurteilen, inwieweit die mediale Berichterstattung von wissenschaftlichen Erkenntnissen abweicht, um die Basis für eine evidenzbasierte Kriminalpolitik zu stärken. Dafür werden sowohl Presseberichte als auch bundesweite und niedersächsische Daten aus dem Hell- und Dunkelfeld zur Messerkriminalität systematisch ausgewertet. Im ersten Schritt werden zentrale Erkenntnisse zu messerbezogener Gewalt i. Allg. zusammengetragen. Dazu zählen Angaben zum Ausmaß und zur Entwicklung von Messerkriminalität, eine Kontextualisierung der Befunde sowie typische TäterInnen- und Tatcharakteristika messerbezogener Gewalt. Zudem werden Motive für das Mitführen von Messern beleuchtet. Anschließend wird das Thema aus zwei Perspektiven vertieft. Im zweiten Schritt liegt der Fokus auf Messerkriminalität unter Jugendlichen. Dabei werden die jüngsten Entwicklungen messerbezogener Gewalt im Hell- und im Dunkelfeld nachgezeichnet sowie Erklärungsansätze für deren Diskrepanz aufgezeigt. Im dritten Schritt wird der Einfluss von religiöser Zugehörigkeit und Religiosität auf jugendliche Messerkriminalität untersucht. Es wird erörtert, ob Religion einen schützenden oder begünstigenden Faktor für messerbezogene Gewalt unter Jugendlichen darstellt. Insgesamt verdeutlichen die Ergebnisse die Differenzen zwischen medialer Darstellung und wissenschaftlichen Erkenntnissen. Medien spiegeln das tatsächliche Ausmaß messerbezogener Gewalt oft unzureichend wider, Unterschiede zwischen Hell- und Dunkelfeld bei jugendlicher Messerkriminalität bleiben medial weitgehend unbeachtet, und die mediale Debatte zum Zusammenhang von Religion und Messerkriminalität wird der Komplexität des Themas nicht gerecht.