Resegregation in desegregierten Schulen? Ethnische Grenzziehungen zwischen Schülerinnen und Schülern im Schulalltag

Abstract

Der Beitrag untersucht ethnische Grenzziehungen zwischen Schülerinnen und Schülern und fragt, ob es innerhalb von desegregierten Schulen zu Prozessen ethnischer Resegregation kommt. Im Mittelpunkt steht eine spezifische Variante der Segregationsforschung, die auf die Sitzplatzwahl der Schülerschaft in der Schulmensa fokussiert. Theoretisch werden, angelehnt an das Grenzziehungsparadigma, homophile Präferenzen (Vorliebe für ähnliche Andere) entlang ethno-nationaler, ethno-religiöser und ethno-linguistischer Linien erwartet, die sich in segregierten Sitzplatzmustern manifestieren. Segregationsprozesse zwischen 746 Kindern und Jugendlichen aus 32 Schulklassen in zwei Schulen werden mittels “naturalistischer Beobachtung” erfasst, einer Methode, die es ermöglicht, das Produkt einer verhaltensbezogenen Dimension von Grenzziehungen offenzulegen. Die empirischen Befunde zeigen, dass sich innerhalb desegregierter Schulen tatsächlich ethnische Resegregation vollzieht. Die Segregationsmuster können sowohl auf individuelle Präferenzen als auch auf institutionelle Schließung zurückgeführt werden.

Publication
Zeitschrift für Soziologie der Erziehung und Sozialisation
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Jan-Philip Steinmann
Postdoctoral researcher

Head of the research unit “Aetiology of Deviance” at the Criminological Research Institute of Lower Saxony (KFN), Germany